Arbeitslos. Tatsache. Das naive Gehirn stellt sich viel Freizeit immer als Geschenk Gottes vor. Nein, ist es definitiv nicht. Es ist ein Nährboden für die Unproduktivität. Wenn du deinem Leben bei Arbeitslosigkeit nicht so bald wie möglich einen Sinn gibst, versinkst du schneller im Sumpf, als du denkst und als dir lieb ist. Wenigstens habe ich mich noch für ein paar neue Jobs beworben, so fühlt man sich etwas besser, weil man auf etwas wartet. Und Hoffnung im Leben hat. Nach zwei Tagen im Bett habe ich dann bemerkt, dass ich meinen Radius mal von 5m auf etwas mehr erweitern sollte. Und dass Facebook definitiv kein Ersatz für ein soziales Leben ist. Und nach zwei Tagen im Bett kann man sich nur sehr langsam wieder an unsere Zivilisation gewöhnen. Aber was soll man machen mit viel Zeit, wenig Geld und keinem Plan? In Berlin schien glücklicherweise die Sonne, man konnte sich sogar raussetzen. Also zog ich einfach los, so ganz ohne Ziel. Komisch, denn das tue ich normalerweise nur, wenn ich im Urlaub bin. Seid ihr in eurer Stadt schon einmal ziellos rumgelaufen? Es fühlte sich am ersten Tag so verdammt dumm an. In deiner eigenen Stadt blind herumlaufen. Ich fand mich nach ewigem Spazieren also in den tiefsten Ecken Berlins wieder, setzte mich auf eine Caféterrasse und tankte etwas Sonne. Und huch, es fühlte sich schon an wie Urlaub. Das hier ist Urlaub für's Gehirn (um mal K.I.Z. zu zitieren), wie leicht man es doch austricksen kann. Komisch, eigentlich habe ich nicht wirklich etwas Produktives gemacht, ich hätte auch so gut auf meinem Balkon sitzen können, aber es fühlte sich anders an. Wenn ich also Draußen bin, fühlt es sich an wie Freiheit, aber wenn ich zu Hause auf dem Balkon sitze, könnte ich vor Wut heulen, weil ich mich so wie ein Nichtsnutz fühle. Mh, lassen wir mal unkommentiert.
Nach drei Tagen und drei verschiedenen Cafés war mir langweilig. Ich kam also wieder zurück zur Fotografie. Und zwar ganz einfach. Ich wohne seit 3 Jahren in Berlin und war noch nie im Museum der Fotografie. Das fiel mir am 3. Tag im Café auf, also setzte ich mich in die U2 und fuhr zum Zoologischen Garten. Der berühmte Helmut Newton ist es also. Etwas unterkühlt schlenderte ich 3 Stunden lang durch die Ausstellung, um danach entsetzt feststellen zu müssen, wieso ich mich vorher nie mit Fotografen auseinandergesetzt habe. Ich fotografiere gerne, aber wenn es um Fotografen geht, seid ihr bei mir ganz falsch. Ich habe mir nie Inspirationen oder sonst etwas geholt. Und danach beschloss ich, nun anzufangen. Berlin ist die ideale Stadt dafür, es laufen immer haufenweise Fotografieausstellungen und hier ist sowieso jeder 2. ein Fotograf. Ich versuche, jeden Tag ein bisschen mehr über die Fotografie zu lernen, irgendwie. Habe ein Notizbuch herausgekramt und es nun mein persönliches fotografisches Erlebnis genannt. Kitschig oder? Ich schreibe da all das Zeug rein, was für mich wichtig in der Fotografie ist, was meine Ziele sind etc. Es fühlt sich gut an, denn ich mache das für Niemanden, sondern ganz alleine für mich. Genau heute, wenn die Sonne aufhört zu scheinen, treffen eine Freundin und ich uns zum Fotografieren (Ich knipse, sie steht Model). Und ich kann nicht oft genug betonen, wie sehr ich dieses Hobby liebe. Wirklich. Es lässt mich all meine Probleme für kurze Zeit vergessen.
Ich weiß, es ist schwierig, sich jeden Tag aufzurappeln und rauszugehen, aber ich lege es jedem ans Herz. Ich habe auch meine Probleme damit, denn wenn du aus einem Job kommst, der sehr viel Platz in deinem Leben eingenommen hat und eigentlich deine Freizeitplanung bestimmte, hast du danach Schwierigkeiten damit, deinen Tagesablauf selber zu koordinieren. Doch wenn du es einmal geschafft hast, wirst du bemerken, wie dein Körper und deine Seele dir dafür dankt. Wenn ich zulange im Bett liege, werde ich verrückt und asozial. Ich habe so viel Zeit zum Nachdenken, dass ich gar nicht bemerke, dass gleichzeitig auch Raum für viele negative Gedanken geschaffen wird und die mich zerfressen. Irgendwann bin ich dann so grumpy, dass ich keine Lust mehr auf Menschen habe und eher im Bett liegenbleibe. Es ist ein Teufelskreislauf. Jetzt zählt nur noch dein eigener Wille, denn Mama kann auch nicht mehr helfen. Wenn du keinen Plan hast, nimm dir ein Buch und geh raus. Ist egal wohin, Hauptsache raus und der Rest klärt sich von selbst. Und fühle dich gar nicht gezwungen, jeden Tag produktiv zu sein, gib deinem Körper Zeit, sich zu regenerieren. Dann fühlst du dich auch nicht schlecht, wenn du einen ganzen Tag einfach nur im Bett gammelst. Mache dir einen groben 3 Tagesplan, wirklich ganz grob, einfach nur, damit du Abends vor Augen hast, was du morgen machen wirst. So geht man nicht mit dem Gedanken ins Bett, dass man morgen wieder einfach nur nutzlos ist.
*zu den Bildern. Eine gute Freundin, die ich noch aus der Schule kenne. Wir waren heute im Tiergarten, es war saukalt, aber es war super lustig haha.