Berlin

Donnerstag, 6. März 2014

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Berlin, Berlin. Seit fast zwei Jahren ist es nun mein Wohnort. Ob ich es hier liebe? Irgendwie schon. Aber so war es nicht immer. Bevor ich hierher zog, sah ich diese Stadt mit den unschuldigen Augen eines Touristen. Für mich gab es den Alexanderplatz+ Fernsehturm, das Brandenburger Tor, den Kurfürstendamm, den Hackeschen Markt. Dunkin Donuts. Gut gekleidete Leute. Punkt. Das ist alles, worauf ich Berlin reduziert habe. Und eines Tages wurde mir bewusst- ich bin ein eingefleischter Kleinstadtmensch (obwohl Magdeburg als Großstadt gilt!). Auf einmal kamen Fragen auf. Waaa Segregation? Was ist der Prenzlauer Berg? War Kreuzberg nicht gefährlich? Hä hier gibt es Szenebezirke? Oh, Brötchen heißen hier Schrippen? Lasst mal zum Späti- wie bitte, wtf ist ein "Späti"? 

Und dann zog ich um. Die ersten Monate bist du hundertprozent Tourist. Du willst alles sehen. Vorurteilsfrei läufst du in jedem Viertel rum. Findest coole Orte, ohne irgendwelche Tipps von Szeneleuten. Irgendwie hat jeder Bezirk seinen Charme. Du setzt dich in die S-Bahn und schaust die ganze Zeit aus dem Fenster. Weil du kein Detail deiner neuen Heimat verpassen willst. Du verläufst dich, sehr oft. Du bemerkst, Berlin ist unglaublich- ja, unglaublich groß. Aber du bemerkst auch, dass Berlin so extrem facettenreich ist. In dem Moment, in dem dir das bewusst wird, macht es boom im Kopf. Unendliche viele Cafés, Bars, Restaurant, unberührte Orte. Oh ja, du lebst in einer erstaunlich geilen Stadt. Wie sieht es aber mit den Menschen aus? 

Nachdem ich mich eingelebt habe, nachdem ich endlich wusste, wohin welche SBahn/ UBahn fährt, fragte ich mich, wohin gehöre ich? Wo ist mein Platz in dieser Stadt? Ich musste enttäuscht feststellen, dass hier Gruppenbildung nichts seltenes ist. Oft wird man nach seinem Erscheinungsbild in irgendwelche Schubladen gesteckt. In manchen Läden (wie zB Weekday) wird man teilweise von oben bis unten komisch gemustert, wenn man nicht ganz so wie das "normale" Klientel gekleidet ist. Jedenfalls fiel mir das öfters auf. Dabei wollte ich mir doch nur eine gute Jeans kaufen. Touristen sind nicht immer willkommen. Leute sind genervt, wenn ihr Stammclub mit Bürgern anderer Städte dieser Welt gefüllt ist. Manche Türsteher lassen sie nicht mal rein. Man regt sich über die Touris auf den Straßen auf. Wieso? Seid ihr woanders nicht auch mal Touristen? Und Berlin wäre nur halb so beliebt, würde es diese Touristen nicht geben. Ja, durch Touristen werde Preise in die Höhe geschleudert. Aber ihr müsst zugeben, Berlin ist eine EXTREM günstige Hauptstadt (verglichen mit Paris, London, NYC etc.)
Auf der anderen Seite liebe ich das Multikulturelle. Menschen aus der ganzen Welt leben hier. Bringen ein Stück ihrer Heimat nach Berlin. Und das geile: wir sind keine Nazihochburg YAAAY (ich, als ehemaliger Bürger Magdeburgs, fühle mich gesegnet). 

Ich habe meinen Platz hier gefunden. Ich bin kein Berlinfanatiker, der es als die geilste Stadt der Welt anpreist. Aber ja, ich liebe es hier. Ich weiß, welche Orte ich vergöttere, welche nicht. Es gibt keinen Bezirk, bei dem ich sage: Boah uncool. Mir ist es scheißegal, ob du in Marzahn, Charlottenburg, Wedding oder Prenzlauer Berg wohnst. Ja, ich möchte hier leben. Zwar nicht für den Rest meines Lebens, aber im Moment ist es mehr als nur nett.