Zeit, Alltag, Gedanken

Sonntag, 24. August 2014

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Huhu. Heute ist Sonntag und in mir steigt die Nostalgie auf. Die Bilder entstanden Anfang März als ich das letzte Mal in Hamburg war. Da fiel mir, wie schon sehr oft, auf: die Zeit vergeht viel zu schnell. Zu dem Zeitpunkt fing mit meinem Praktikum auch der wunderschöne Frühling an, die Sonne ließ sich wieder blicken, mein Praktikum lief super. Ich weiß noch, wie ich mit meinem Rad 10 km durch halb Berlin zur Arbeit raste, mit der Sonne im Rücken und Ben Howard in den Ohren. Alles schien so perfekt. Ich erinnere mich zurück an März, als ich meinen besten Freund in Hamburg besucht habe, wir um 3 Uhr besoffen am Hafen saßen und über Gott und die Welt quatschten. Der Kater am nächsten morgen war unerträglich, aber irgendwie scheint es im Nachhinein gar nicht mehr so schlimm.
Dann kam der Sommer, mein erster Urlaub für dieses Jahr, Prag und die erschreckende Erkenntnis, dass die Hälfte des Jahres schon um ist. Ich merke jetzt erst, wie wunderschön die letzten Monate waren. Ich fange jetzt erst an die Zeit zu schätzen. Zu dem Zeitpunkt war es mir gar nicht bewusst, wie gut ich es hatte. Ist doch traurig, wenn man nicht einfach das, was man hat, schätzen kann. Und im Nachhinein scheint früher immer alles besser gewesen zu sein. Es ist also ein Teufelskreislauf, die Nostalgie und vor allem Melancholie werden uns nie verlassen, wenn wir nicht lernen, den Moment voll und ganz bewusst wahrzunehmen und zu genießen. Entweder ist es das oder wir blenden einfach nur die "schlimmen" Momente aus und lassen sie dann irgendwann in Vergessenheit geraten.
 photo DSC_1298_zps31ed2d80.jpg(Karlsbrücke, Prag)

Alltag
Im Moment bin ich ein Opfer vom Arbeitsalltag. Eine Woche vergeht rasend schnell, man arbeitet 5 Tage die Woche, irgendwo dazwischen ist ein freier Tag. Meine Motivation schwindet langsam. Es gibt Tage, da möchte ich nur in der Ecke hocken und Eis essen. Die Zeit zieht nur so an mir vorbei und jeden Tag aufs Neue frage ich mich insgeheim: Ich bin erst süße 18 Jahre alt, wie wird es mal sein, wenn ich 35 bin? Ich möchte was erleben, aus meinem Leben einfach was machen und damit meine ich nicht das Aufsteigen der Karriereleiter. Ich kriege manchmal auf Arbeit das Gefühl, ich wäre Tod. Nah okay, nicht ganz so schlimm. Sagen wir eher, ich fühle mich wie ein Roboter. Klar, ich habe echt geile Kollegen, ein nettes Arbeitsumfeld und coole Kunden (mehr oder weniger), aber irgendwas wird nicht stimmen, wenn ich mich wie eine überforderte Maschine fühle, die immer das Gleiche macht, ganz einfach. Es ist nicht normal, wenn man als 18 jährige jeden Abend ins Bett kippt und kaum ein soziales Leben mehr führen kann, weil man zu fertig für irgendwas ist. Wann war ich bitte das letzte Mal feiern. Siehe da, ich weiß es nicht mal mehr. 

Es klingt alles so negativ und irgendwie auch ein bisschen so, als würde ich gar nicht arbeiten wollen. Im Gegenteil! Ich würde lieber gerne einen Job haben, der mich erfüllt und mir einfach mehr Herausforderungen bringt. Und letztendlich bin ich mehr als nur dankbar für das Praktikum. Dadurch weiß ich nämlich, was ich nicht möchte: einen 8/5 Job, bei dem ich jeden Tag das Gleiche machen muss. Dafür sind Praktika ja schließlich da- um herauszufinden, was man eigentlich (nicht) will. Nächstes Jahr stehen mir alle Türen offen. Bis dahin muss ich eben noch kämpfen, aber danach kann ich endlich mal Stolz auf mich sein. Auf all die Entscheidungen, die ganz allein ich gemacht habe. 

Was ich gelernt habe ist, dass Dienstleister die Ärsche der Nation sind. Man muss halt andere bedienen, was ja auch vollkommen in Ordnung ist. Aber ich hasse es, von oben herab behandelt zu werden. Es gibt tatsächlich Leute ohne jegliche Empathie, die dann von dir erwarten, dass du ein perfekter Übermensch bist, der Ihnen all ihre Extrawünsche von den Augen ablesen kann. Sehe ich irgendwie aus wie Jesus? Falls man diese Fähigkeit dann aber nicht besitzt, wollen sie gleich die Nummer vom Chef haben. Das Schlimme ist, dass man sich auch noch sehr klein machen muss, damit sich die Menschen nicht noch mehr aufregen, als sie es ohnehin schon tun. Anfangs kam ich gar nicht damit klar und habe mich sehr angegriffen gefühlt. Irgendwann kam aber der Wendepunkt, an dem ich geschnallt habe, dass man einfach nur provozierend nett bleiben muss. Und danach kurz raus geht, um eine zu rauchen. Man darf es einfach nur nicht persönlich nehmen. Was leichter gesagt als getan ist. Es ist zwar ein schwieriger Prozess, für den es sich aber lohnt zu kämpfen! Das Ergebnis ist innerer Frieden und pure Zufriedenheit. Und das ist glaube ich Goldwert. 

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Zusammenfassend möchte ich also sagen, dass die Zeit nie stillstehen wird und nicht alle deine Entscheidungen sich von Anfang an als perfekt erweisen werden. Wichtig ist nur, was du daraus machst und vor allem wie du dazu stehst. 

Schlusswort
Ich habe heute nach Monaten mal wieder den Fernseher angemacht und da kam eine Reportage, die reiche Leute auf ihren Schiffen mit Kaviar und 12.000€ teuren Champagner zeigte. Sie vermittelte mir das Gefühl, dass es DAS Leben sein soll, was jeder führen möchte. Selbst die Moderatoren schienen ein wenig neidisch. Nicht jeder will aber so ein Leben führen. Ich fand die Leute so lächerlich, dass ich sogar ein bisschen schmunzeln musste. Worauf ich hinaus will ist, dass es im Leben darauf ankommt, sich selber Ziele zu setzen, seine eigenen Werte zu hinterfragen und sich irgendwo auch selber zu kennen. Bloß, weil andere Leute so ein Leben führen (wollen), heißt es nicht, dass es gerade auch mich glücklich macht. Aber dafür müssen einige Leute erst mal ihr Statusdenken ablegen.