(29.09.11)

Vielleicht ist das bei den Vietnamesen bzw. Asiaten weiter verbreitet und vor allem ausgeprägt. Das kann ich natürlich auch verstehen, denn schließlich sind unsere Eltern hierher gekommen, um uns, also der ersten hier aufwachsenden Generation, ein besseres Leben zu ermöglichen. Dadurch, dass sie den Krieg und Hunger miterleben mussten, schätzen sie natürlich auch ganz andere Dinge, als wir es tun. Geld hat einfach einen hohen Stellenwert. Und Arbeit ist das Mittel zum Zweck, egal was und wie hart es ist. Gute Bildung bedeutet guter Job. Das bedeutet viel Geld. Und demnach werden wir auch erzogen. Leider vergessen sie oftmals aber, dass wir in einer ganz anderen Zeit und in einem ganz anderen Umfeld zur Schule gegangen bzw. aufgewachsen sind. In meinen Augen ist Geld weniger wichtig, nicht aus dem Grund, weil ich so viel davon habe (denn das tue ich definitiv nicht), sondern weil ich den Fokus lieber darauf legen möchte, glücklich zu sein. Dem nachzugehen, was ich möchte und was mich erfüllt, nicht dem, was die anderen von mir erwarten. Das ist meine Ansicht. Doch ich kenne auch viele Vietnamesen, bei denen die Erziehungsmethode sehr gut aufgegangen ist.
Das bringt mich auch schon zu meinem nächsten Punkt, dem Statusdenken der Vietnamesen. Vielleicht scheint es jetzt plausibel, warum meine asiatischen Mitmenschen immer nach dem Besten streben. Einfach, weil es ihnen nie anders beigebracht wurde. Und weil ihnen ihr asiatisches Umfeld nie einen anderen Eindruck vermittelt hat. Das habt ihr doch schon alle bemerkt: Vietnamesen haben gefühlt immer unendlich viel Kohle (fragt mich nicht, woher sie es haben und wie sie den ganzen Schotter waschen können, ich weiß es nicht), tragen die teuersten Klamotten, haben immer die neuste Technik und holen ihre Freunde mit nem BMW von der Schule ab. Aus einem ganz einfachen Grund: sie wollen zeigen, was sie haben. Konsum. Materialismus. Und so etwas wird weitergegeben. Wenn deine Eltern dir schon von kleinauf immer alles kaufen konnten, dir ewigen Luxus bieten konnten, möchtest du natürlich diesen Lifestyle auch beibehalten und weiterführen. Was dabei aber fast immer zu kurz kommt, ist die Eltern-Kindbeziehung. Ok, das ist eine andere Geschichte. Jeden Falls wird das Statusdenken der Eltern fast immer auf die Kinder übertragen. Haste was, biste was. Das ist das Motto vieler Vietnamesen der heutigen Generation. Was dabei auch eine große Rolle spielt, ist die Bildung. Kinder sind DAS Aushängeschild. Du kannst mit deinen Kids angeben. Sie vorführen. Sie sind einfach dein ganzer Stolz (wenn sie sehr gut in der Schule sind, Medizin/Jura/BWL studieren und noch irgendein krasses Hobby, wie Klavierspielen, Fechten, schalgmichtod haben. Ach so und sie müssen natürlich gut aussehen, sprich: ein perfektes Gesicht und eine anatomisch gesehen nicht möglich proportionierte Figur haben) Und dadurch, dass die Vietnamesen sich hier eine kleine Community aufgebaut haben, wird man eigentlich immer mit anderen verglichen. 2,0 ist einfach ein scheiß Notendurchschnitt, denn es gibt immer einen anderen Asiaten, der 1,0 hat. Egal, was er für soziale Kompetenzen hat. Auch egal, dass Schule nicht viel über die Intelligenz aussagt.
Ich bin sowieso schon so ein schwarzes Scharf in dieser Gemeinschaft. Ich bin ja viel zu dick (das kommt nicht von mir!!!!!!! -ich finde meine Figur super wie ist- sondern von diversen Leuten im Bekanntenkreis), ich habe die Schule abgebrochen, um das zu machen, was ich will (ihr hättet die Gesichter sehen sollen, jesus, als wäre etwas in ihnen gestorben.. und ihr hättet mein zufriedenes Gesicht dabei sehen sollen), ich bin weniger girly, als man von mir erwartet und so weiter und so weiter. Die Liste könnte ewig so fortfahren. Das sind alles Sachen, über die ich schon lange hinweg geschaut habe. Doch so richtig kann ich das Statusdenken nicht ablegen. Da bin ich ganz offen und ehrlich. Tief im Inneren möchte ich meiner Familie zeigen, dass aus mir was ganz Großes werden kann. Dass ICH was kann. Auch den Leuten im Bekanntenkreis möchte ich beweisen, dass ich nicht so eine Nullnummer bin, wie sie alle denken. BULLSHIT ist das. Es hält mich so sehr zurück, denn eigentlich weiß ich irgendwo ganz genau, was ich kann und ganz wichtig, was meine Werte sind und wer ich bin. Und das reicht vollkommen. Ich vergesse es immer wieder, nur weil ich das Gefühl habe, andere Leute beeindrucken zu müssen, die mir eigentlich so richtig am Arsch vorbeigehen (ich rede nicht von meiner Familie). Leute, die nur ein Tratschthema brauchen. Und diese negativen Gedanken sind so dominant, dass ich mich jedes Mal aufs Neue ertappe, wie ich mir Sorgen um Dinge mache, die so unwichtig sind. Zum Beispiel die Angst, dass ich es zum Wintersemester nicht schaffe. Ich möchte es allen Recht machen, nur mir nicht. Denn eigentlich ist es mir so was von schießegal, ob ich nun dieses Jahr oder nächstes Jahr anfange. Verdammt noch einmal, ich bin 19 und möchte doch einfach nur leben.
Ich will, wie ganz oben beschrieben, die Welt entdecken. Und nichts wird mich davon abhalten. Wirklich gar nichts. Denn wenn ich etwas vom ganzen Herzen will, wird sich mein Leben schon danach richten. Da bin ich mir ganz sicher.
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