Friendship

Sonntag, 8. März 2015

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Ich würde meinen, ich habe mit meinen 19 Jahren schon ungewöhnlich viel erlebt. Als ich vor knapp drei Jahren nach Berlin zog (Jesus, die Zeit vergeht so schnell!!), hat sich mein Leben komplett auf den Kopf gestellt und seit dem kam jedes Jahr eine neue, radikale Veränderung dazu. Mit jedem Wandel bin ich als Person gewachsen, das wurde mir erst neulich bewusst. Damit kam auch eine Einsicht, die ich mir anfangs nicht eingestehen wollte, die jetzt aber knallhart der Realität entspricht. Ich habe mir damals nie Gedanken darüber gemacht, was aus meinen Freundschaften wird, wenn ich wegziehe. Ich habe immer gedacht, dass man irgendwie immer in Kontakt bleiben wird, denn schließlich kennt man sich doch schon solange. Und dann kommen die Versprechungen. Ja, wir müssen auf jeden Fall in Kontakt bleiben, ich werde dich soo vermissen. Wir sind doch so gut befreundet. Blablabla. Bullshit. Anfangs habe ich wirklich alles und jeden vermisst, weil na ja, man sich eben an sein altes Umfeld gewöhnt hat. Lustig, weil ich sogar Leute "vermisst" habe, die ich vor dem Umzug genauso selten gesehen habe, wie nach dem Umzug. Irgendwann merkte ich aber, dass einige Freundschaften dazu verdammt waren, auseinander zu brechen, sobald man räumlich getrennt ist. Ich nenne sie Alltagsfreundschaften, Leute mit denen ich auf jeden Fall unendlich viel Spaß habe, feiern gehen kann, aber keine wirklich tiefe Verbindung teile. Viele Freundschaften, die nur durch den Kleber "Schule" zusammenhalten konnten. In meinen Augen hatte ich demnach gefühlt tausend gute Freunde. 

Wenn Distanz einander näher bringt
Und dann zog ich um. Boom. Drei Jahre später sitze ich hier, mit nur einer Handvoll guter Freunde. Die Entfernung und damit resultierende räumliche Trennung zwang mich regelrecht dazu, mir Gedanken über meine Freundschaften zu machen. Auf einmal merkte ich, welche Freunde, welche Priorität haben. Wen möchte ich mal wieder besuchen gehen? Wer fehlt mir wirklich? Da bleiben nicht viele übrig. Personen, die vorher meine besten Freunde waren, blieben meine besten Freunde. Sie waren und sind immer noch meine besten Freunde, weil wir gleich ticken. Weil unsere Charaktereigenschaften sich ähneln. Weil wir die gleichen Interessen teilen. Deshalb haben wir uns auch gemeinsam weiterentwickelt. Und Freunde, mit denen ich öfters nur feiern war, nun ja, wir haben uns nicht in die gleiche Richtung entwickelt. Wir werden uns auch immer seltener sehen. Ich freue mich sie zu sehen, aber letztens Endes halten wir nur an den schönen Erinnerungen von damals fest, was ja an sich nicht schlecht ist. Doch eigentlich ist es das größte Problem. Wieder einmal haben wir so Schiss vor Veränderung. Alle ziehen weg, wir alle werden weit voneinander entfernt wohnen. Und das macht uns allen eine Heidenangst. So sehr, dass alle Blind werden und nicht sehen können, was diese wundervolle Veränderung eigentlich bedeutet. Sie bedeutet, dass wir Neues kennenlernen dürfen. Herausfinden können, welche Menschen uns gut tun, uns als Person weiterbringen und die wir deshalb im Leben behalten wollen und auch sollten. Warum sollte ich meine Zeit in ganz viele halbherzige Freundschaften investieren, wenn der Gewinn gleich 0 beträgt? Verschenke nicht zu viel Zeit an Leute, die deinen Horizont einschränken. Das wird meistens schwierig, es dem Gegenüber zu erklären, der es nicht versteht und es am Ende womöglich sogar noch persönlich nimmt. Dabei passen die Charaktere einfach nicht mehr zusammen. Und es geht ja letztendlich nicht um Kontaktabbruch, sondern um Abstand. Man lebt sich halt auseinander. Halte dafür umso mehr an Freundschaften fest, die dir gut tun. Denn Freundschaft bedeutet auch, sich gegenseitig weiterzubringen und nicht, sich gegenseitig im Weg zu stehen. Vielleicht stelle ich zu hohe Ansprüche, aber ich finde es toll, wenn ich von meinen Freunden etwas lernen kann- kein wissenschaftliches Zeugs, aber was fürs Leben. Authentizität. Ich habe absolut keine Lust auf Leute, die sich immer und überall verstellen müssen. Fang an, zu deiner Meinung zu stehen und dein eigenes Ding durchzuziehen. Freunde, die dir egal in welcher Form zu verstehen geben, dass du dich verändern musst, um so wie sie zu sein, kannst du gleich in die Tonne kloppen. Such dir lieber neue Freunde, ist einfacher. Freunde, die dich verstehen und tolerieren, so wie du bist, mit all deinen wunderbaren Fehlern. Nun ja, jeder kann letztendlich sagen, dass er coole Freunde hat. Aber ich kann voller Stolz sagen, dass ich die Besten habe, die es gibt. Ich möchte mit keinem auf der Welt tauschen, das kann ich euch sagen. 

Entfernung ist nichts Schlechtes für eine starke Freundschaft. Im Gegenteil. Sie verbindet ungemein. Auf den Bildern ist eine wunderschöne Person abgebildet, die zu meinen besten Freunden gehört. Es ist lustig, denn in der Schulzeit waren wir gute Freunde, wir haben uns gut verstanden, aber haben uns ehrlich gesagt zum Beispiel kaum zu Zweit außerhalb unserer Gruppe miteinander getroffen. Und dann zog ich weg und unsere Freundschaft wurde stärker, vielleicht, weil ich mich in Berlin doch mehr verändert habe, als ich dachte und wir letztendlich bemerkten, dass wir eigentlich total viele Gemeinsamkeiten haben. Seitdem sie für ein Jahr nach Neuseeland geflogen ist, habe ich eigentlich bemerkt, wie wichtig mir unsere Freundschaft ist. Na klar wusste ich das auch schon vorher, aber darüber mache ich mir nicht jeden Tag Gedanken. Wenn du aber weißt, dass du keine Möglichkeit hast, die Person bald zu sehen, machst du dir schon Gedanken. Dann schätzt du die Freundschaft auch umso mehr. Es ist komisch, denn wir brauchen immer etwas Abstand, um zu realisieren, was wir eigentlich haben. Obwohl es direkt vor unseren Augen liegt. Wie wärs, wenn wir einfach damit anfangen, alles zu schätzen, was wir haben. Denn manchmal verlieren wir die wichtigen Dinge und dann ist es zu spät. Dann macht das Schätzen auch keinen Sinn mehr.