Von Lebenslust & Langeweile

Freitag, 17. April 2015

[Entwurf 14.04.15]
Seit Samstag habe ich genau einmal das Haus verlassen. Ah nee, zweimal. Na ja, ich weiß nicht, ob der Gang zum Supermarkt und zur Dönerbude besonders nennenswert ist. Also vielleicht anderthalb Mal. Von den 96 Stunden habe ich vermutlich 80 im Bett verbracht und die Motivation es zu verlassen ist momentan nicht existent. Außer vielleicht zum Kühlschrank. Kranksein ist beschissen. Nachdem ich alle 4 Staffeln von Girls durchgesuchtet habe, fühlt sich mein Leben abartig leer an. Wirklich. Die Serie ist der Wahnsinn. Ich liebe sie so sehr, dass ich auf einmal unnormal gerne in Brooklyn wohnen möchte. Ich tue mir den Scheiß immer wieder an. Ich flüchte mich in andere Welten- schöne Filme und Serien, weil ich mein Leben so unglaublich langweilig finde. Und sie machen es auf keinen Fall besser. Letzten Endes geht es mir noch miserabler als vorher. Warum? Weil ich mich machtlos fühle. Ich fühle mich vom Leben erdrückt und eingeengt. Gleichzeitig platze ich, weil ich so viele Träume habe. Träume, die nur darauf warten, in Erfüllung zu gehen. Passt soviel überhaupt in ein Leben hinein? Ich bin 19 und seitdem ich 14 bin, malt sich mein Kopf jedes Jahr ein neues Bild, wie mein Leben irgendwann mal aussehen könnte. Das Ding ist, ich finde alle diese Bilder wunderschön und würde am liebsten fliegen, meinen Körper teilen, in der Zeit reisen sowie das Schicksal verändern können, um diese Bilder Realität werden zu lassen. Doch das Leben ist nicht so berechenbar. Meine Angst ist groß, dass gerade deswegen dieses Wunschdenken eben nur Eins bleibt- Bilder in meinem Kopf. Ich möchte in Paris leben. In Amsterdam. In Hamburg. In New York. Ich möchte in einem Altbau mit Flügeltüren, Stuck, Fischgrätenparkett und großen Fenstern hausen. Oder in einem Loft mit Backsteinwänden und Betonboden. Ich möchte einfach nur die Welt bereisen, mich an Orten niederlassen, die ich mag und diese auch wieder verlassen, weil es tausende andere wundervolle Plätzchen auf dieser Welt gibt. Man kann eine Stadt oder ein Land entweder als Tourist oder Einwohner sehen. Ich sag euch dazu nur eins. Ich will keinen Urlaub machen, denn Urlaub ist eine Auszeit vom Alltag. Und ich will keine Auszeit. Ich will leben. Ich will rumlaufen und nie wieder stehenbleiben. 

Ich bin erst 19 und langweile mich jetzt schon vor meinem eigenen Leben. Es geht für mich nicht darum, jede Woche exzessiv feiern zu gehen und tausende Typen am Start zu haben. Nennt mich komisch, aber ich habe einfach keine Lust auf Party. Und die meisten Typen (ich sage die meisten, nicht alle!), die du auf Partys kennenlernst, fehlt es an Intellekt, sind eklig und wollen dich flachlegen. Ich finde es langweilig. Klar macht es Spaß, sich mal gehen zu lassen, aber diese Phase kommt bei mir vielleicht ein paar Mal im Jahr vor. Nichts nennenswertes. Es gibt Dinge, die ich einfach spannender finde. Wie zum Beispiel eine gute Unterhaltung. Gibt es denn noch Leute, die das schätzen? Sich einfach mal hinzusetzen und zu quatschen? Oder einen guten Film. Ein gutes Buch. Sich in den Park setzen und den Himmel anschauen. Gedanken niederschreiben. Fotografieren.
Ich fühle mich im Moment unvollkommen. Als würde mir etwas fehlen und ich weiß nicht genau, was es ist. Mir ist so abartig langweilig. Ich stehe jeden morgen auf, gehe entweder arbeiten, setze mich in ein Café oder verbringe den Tag im Bett. Aber okay. Vielleicht ist das eine Zwischenphase während ich auf etwas Großes warte. Ich denke schon, ja. Meine Pläne für den Sommer stehen und ich muss ja irgendwie Geld dafür anschaffen. Also muss ich auch meine Langeweile in Kauf nehmen. Na ja, ich versuche das Beste daraus zu machen und werde aufhören müssen, in der Zukunft zu leben. Weil wir immer in der Zukunft leben. Oder in der Vergangenheit. Aber nie in der Gegenwart. Zum Schluss noch ein wunderschönes Lied.

meine Gedanken und ich

Freitag, 3. April 2015

"...Gestern stehst du noch mit deiner Zuckertüte inklusive einem breiten Grinsen am Schultor, kannst es kaum erwarten die erste Klasse zu besuchen und morgen bist du verheiratet, hast 2 süße Kinder und bist stolzer Besitzer eines Einfamilienhauses. Ja, klingt weit hergeholt, aber irgendwo ist das doch schon realistisch oder? Abitur, (Studium/Ausbildung whatever), Arbeit und dann Familienplanung. Das ist grob gesagt das Leben. Aber mir fehlt da was. Ich meine, nach dem Abitur, ich könnte nicht gleich studieren. Da rackerst du dich 12 Jahre lang in der Schule ab, freust dich auf das Ende, um danach jahrelang dasselbe bloß in einer anderen Form wieder durchzumachen? Na klar, ich will doch auch studieren, aber nicht direkt nach dem Abitur. Ich will die Welt entdecken, Orte sehen, die man sonst nur im Fernseh sieht. Vielleicht auf irgendeinem Gebirge stehen, schreien, warten bis die Berge ein Echo zurückwerfen und lachen, lachen, weil es keinen anderen Ort gibt, an dem du die Freiheit noch mehr spürst als an diesem. Nachts im Zelt sitzen, mit deinem Freund/ Freundin bzw. mit deinen besten Freunden den Sonnenuntergang anschauen, Dosengerichte essen oder den selbstgeangelten Fisch grillen. Nicht an einen Morgen denken, das Zeitgefühl verlieren und wissen, dass man nicht schon in 2 Wochen auf einer Bank sitzt und irgendeinem Professor beim Reden zuhört.  Das nenn' ich Freiheit. Die einen werden studieren, ich werde im Ausland sein, am liebsten in Norwegen, Schweden, Kanada, Neuseeland und, und, und. Vielleicht werde ich dort eine Ausbildung vor dem Studium machen oder ein Auslandsjahr. Es steht noch so viel offen."
(29.09.11)

 photo DSC_4792_zpsjunfiogh.jpg Komisch, so etwas zu lesen. Das ist ein alter Eintrag aus meinem alten Blog, den ich als super pubertierenden Teenager geführt habe. Heute würde ich manche Dinge anders beschreiben, aber vom Kern her sagt der Text genau das aus, was ich momentan denke. Ich fühle mich in letzter Zeit sehr eingeengt und ich kann nicht genau sagen wovon. Anscheinend ist das der Druck, der auf mir liegt. In kleinen Schritten wird mir Bewusst, dass der Ernst des Lebens nun anfängt. Na ja, ich bin ja der Meinung, dass man alles nicht allzu ernst nehmen darf, aber es steht zumindest eine große Veränderung bevor. Meine Zukunft war noch nie so ungewiss wie jetzt. Ich habe keinen Plan, was in 6 Monaten sein wird. Wo werde ich sein, was werde ich tun? Ich weiß es nicht. Ohne scheiß, ich weiß es wirklich nicht. Ich habe vor zu studieren, aber will ich das wirklich JETZT? Bin ich schon bereit, den Sprung in die größere Verantwortung zu wagen? Ich möchte nach wie vor noch so viel von der Welt sehen. Ich bin unabhängig wie noch nie und bin mir nicht sicher, ob das jemals wieder so sein wird. Doch alles ist an Geld gebunden. Und ich bin noch lange nicht so weit, dass ich sagen kann: ich laufe einfach los. Ohne Ziel und ohne finanziellen Rückhalt. Das geht nicht. Weil ich mit einem Abschluss hier sitze, der mich nicht wirklich weit bringt. Nächste Angst. Ich habe Schiss, dass mich letzten Endes keine Fachhochschule annimmt. Und ich weiß nicht, warum. Wirklich nicht, da kommen wieder Versagensängste in mir hoch, die mir langsam aber sicher die Nerven rauben. Vor 4 Monaten habe ich mir noch gesagt, ach fuck off, wenn es zum Wintersemester nicht klappt, dann eben zum nächsten Sommersemester. Ich bin noch nicht einmal 20, wozu die Eile? Wieso wird immer soviel Stress geschoben? Ich muss sogar ehrlich sagen, dass ich mich noch viel zu sehr von diesem Druck beeinflussen lasse. Immer und überall geben mir die Leute das Gefühl, dass man so schnell wie möglich mit dem Studium oder der Ausbildung anfangen muss, um dann wiederum so früh wie möglich sein eigenes Geld zu verdienen.

Vielleicht ist das bei den Vietnamesen bzw. Asiaten weiter verbreitet und vor allem ausgeprägt. Das kann ich natürlich auch verstehen, denn schließlich sind unsere Eltern hierher gekommen, um uns, also der ersten hier aufwachsenden Generation, ein besseres Leben zu ermöglichen. Dadurch, dass sie den Krieg und Hunger miterleben mussten, schätzen sie natürlich auch ganz andere Dinge, als wir es tun. Geld hat einfach einen hohen Stellenwert. Und Arbeit ist das Mittel zum Zweck, egal was und wie hart es ist. Gute Bildung bedeutet guter Job. Das bedeutet viel Geld. Und demnach werden wir auch erzogen. Leider vergessen sie oftmals aber, dass wir in einer ganz anderen Zeit und in einem ganz anderen Umfeld zur Schule gegangen bzw. aufgewachsen sind. In meinen Augen ist Geld weniger wichtig, nicht aus dem Grund, weil ich so viel davon habe (denn das tue ich definitiv nicht), sondern weil ich den Fokus lieber darauf legen möchte, glücklich zu sein. Dem nachzugehen, was ich möchte und was mich erfüllt, nicht dem, was die anderen von mir erwarten. Das ist meine Ansicht. Doch ich kenne auch viele Vietnamesen, bei denen die Erziehungsmethode sehr gut aufgegangen ist.

Das bringt mich auch schon zu meinem nächsten Punkt, dem Statusdenken der Vietnamesen. Vielleicht scheint es jetzt plausibel, warum meine asiatischen Mitmenschen immer nach dem Besten streben. Einfach, weil es ihnen nie anders beigebracht wurde. Und weil ihnen ihr asiatisches Umfeld nie einen anderen Eindruck vermittelt hat. Das habt ihr doch schon alle bemerkt: Vietnamesen haben gefühlt immer unendlich viel Kohle (fragt mich nicht, woher sie es haben und wie sie den ganzen Schotter waschen können, ich weiß es nicht), tragen die teuersten Klamotten, haben immer die neuste Technik und holen ihre Freunde mit nem BMW von der Schule ab. Aus einem ganz einfachen Grund: sie wollen zeigen, was sie haben. Konsum. Materialismus. Und so etwas wird weitergegeben. Wenn deine Eltern dir schon von kleinauf immer alles kaufen konnten, dir ewigen Luxus bieten konnten, möchtest du natürlich diesen Lifestyle auch beibehalten und weiterführen. Was dabei aber fast immer zu kurz kommt, ist die Eltern-Kindbeziehung. Ok, das ist eine andere Geschichte. Jeden Falls wird das Statusdenken der Eltern fast immer auf die Kinder übertragen. Haste was, biste was. Das ist das Motto vieler Vietnamesen der heutigen Generation. Was dabei auch eine große Rolle spielt, ist die Bildung. Kinder sind DAS Aushängeschild. Du kannst mit deinen Kids angeben. Sie vorführen. Sie sind einfach dein ganzer Stolz (wenn sie sehr gut in der Schule sind, Medizin/Jura/BWL studieren und noch irgendein krasses Hobby, wie Klavierspielen, Fechten, schalgmichtod haben. Ach so und sie müssen natürlich gut aussehen, sprich: ein perfektes Gesicht und eine anatomisch gesehen nicht möglich proportionierte Figur haben) Und dadurch, dass die Vietnamesen sich hier eine kleine Community aufgebaut haben, wird man eigentlich immer mit anderen verglichen. 2,0 ist einfach ein scheiß Notendurchschnitt, denn es gibt immer einen anderen Asiaten, der 1,0 hat. Egal, was er für soziale Kompetenzen hat. Auch egal, dass Schule nicht viel über die Intelligenz aussagt. 

Ich bin sowieso schon so ein schwarzes Scharf in dieser Gemeinschaft. Ich bin ja viel zu dick (das kommt nicht von mir!!!!!!! -ich finde meine Figur super wie ist- sondern von diversen Leuten im Bekanntenkreis), ich habe die Schule abgebrochen, um das zu machen, was ich will (ihr hättet die Gesichter sehen sollen, jesus, als wäre etwas in ihnen gestorben.. und ihr hättet mein zufriedenes Gesicht dabei sehen sollen), ich bin weniger girly, als man von mir erwartet und so weiter und so weiter. Die Liste könnte ewig so fortfahren. Das sind alles Sachen, über die ich schon lange hinweg geschaut habe. Doch so richtig kann ich das Statusdenken nicht ablegen. Da bin ich ganz offen und ehrlich. Tief im Inneren möchte ich meiner Familie zeigen, dass aus mir was ganz Großes werden kann. Dass ICH was kann. Auch den Leuten im Bekanntenkreis möchte ich beweisen, dass ich nicht so eine Nullnummer bin, wie sie alle denken. BULLSHIT ist das. Es hält mich so sehr zurück, denn eigentlich weiß ich irgendwo ganz genau, was ich kann und ganz wichtig, was meine Werte sind und wer ich bin. Und das reicht vollkommen. Ich vergesse es immer wieder, nur weil ich das Gefühl habe, andere Leute beeindrucken zu müssen, die mir eigentlich so richtig am Arsch vorbeigehen (ich rede nicht von meiner Familie). Leute, die nur ein Tratschthema brauchen. Und diese negativen Gedanken sind so dominant, dass ich mich jedes Mal aufs Neue ertappe, wie ich mir Sorgen um Dinge mache, die so unwichtig sind. Zum Beispiel die Angst, dass ich es zum Wintersemester nicht schaffe. Ich möchte es allen Recht machen, nur mir nicht. Denn eigentlich ist es mir so was von schießegal, ob ich nun dieses Jahr oder nächstes Jahr anfange. Verdammt noch einmal, ich bin 19 und möchte doch einfach nur leben. 

Ich will, wie ganz oben beschrieben, die Welt entdecken. Und nichts wird mich davon abhalten. Wirklich gar nichts. Denn wenn ich etwas vom ganzen Herzen will, wird sich mein Leben schon danach richten. Da bin ich mir ganz sicher.