Be brave enough to live different

Sonntag, 16. Februar 2014

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Wunderschöner Sonntagabend. Auf dem Weg nach Hause schaute ich nach oben und sah den Vollmond tief am Horizont schwebend im sternenklaren Himmel. Spektakuläre Aussicht. Ich wünschte, ich hätte ihn mit der Kamera festhalten können. Und da wurde mir klar, ich bin glücklich, irgendwie. Auf einmal musste ich grinsen. Super Gefühl. 
Monate vorher ging es mir anders. In kleinen Schritten stellte ich schmerzhaft fest, dass ich einfach nicht mehr glücklich war. Anfangs nahm ich das gar nicht wahr, doch als es mir bewusst wurde, überkam es mich wie eine heftige Welle. Wie die Welle in der Brandung, brach auch mein ganzes Leben zusammen. Meine Gedanken schienen nicht mehr aufhören zu kreisen. Unendlich viele Fragen häuften sich. Leute sagten mir, dass man sich einfach nur von den Dingen trennen muss, die einen unglücklich machen. Leichter gesagt als getan. Was ist, wenn es das Ideal unserer Gesellschaft vom Glücklichsein ist, was mich unglücklich macht? Ideale- gebunden an Erwartungen, die ich nicht erfüllen wollte, einfach weil sie für mich sinnlos erschienen. Ich fühlte mich wie eine Maschine, die einfach nur funktionieren musste. Ich war zerrissen von meinen eigenen Gedanken. Also löste ich mich in einem sehr langen Prozess von meinem größten Problem. Der Schule. Für die Meisten ist es das Unfassbare, das Unmögliche und vielleicht auch das Dümmste. Wer bricht denn auch mitten in der Abiphase die Schule ab? In dem Moment, in dem ich mit meinem Abgangszeugnis die Toren der Schule verließ, wusste ich: Ich werde diese Entscheidung niemals bereuen. Mich überkam die totale Euphorie, ich konnte nicht aufhören zu lachen. Ich strahlte die Leute auf der Straße an. Es fühlte sich so an, als hätte man mir irgendwelche Fesseln abgenommen. Nun konnte ich etwas machen, was mir Spaß macht und womit ich trotzdem das studieren kann, was ich möchte. Ja, ich nehme den längeren Weg, aber ich bin glücklich und freier als je zuvor.  
Und wisst ihr was? Ich bin jetzt keine Mittellose, die keinen Plan von ihrer Zukunft hat. Könnte ja sein, denn ich bin ja schließlich ein Schulabbrecher. Nein, ich mache ein Praktikum, mit dem ich sehr zufrieden bin und werde danach studieren. 

Ich hatte Angst vor der Rechtfertigung. Leute im Bekanntenkreis werden irgendwann fragen, was passiert ist. Dann werden sie vermutlich herablassend von mir sprechen (wer Vietnamese ist, weiß was ich meine). Sie werden sich ihre eigene Geschichte zusammenreimen. Sie werden meinen, ich wäre zu schlecht in der Schule gewesen, Berlin hätte mich aus der Bahn geworfen. Dabei trifft keines auch nur annähernd zu. Ich habe mir wirklich viele Gedanken darüber gemacht. Aber mir wurde bewusst, dass es so scheiß egal ist, ob die nun schlecht über mich denken oder nicht. Was zählt ist, dass ich im Reinen mit mir bin. Das bin ich auch, annähernd. 

An all die, die einen gesunden Menschenverstand haben: Haltet die Augen offen und tut das, was euch glücklich macht. Lasst euch nicht verwirren, von dem Plan einer glücklichen Zukunft, den euch die Gesellschaft versucht unterzujubeln. Findet eure eigene Definition vom Leben. Jeder Tag kann der schönste sein- das liegt ganz an euch, ihr müsst es nur zulassen. Lasst euch nicht einreden, dass Geld glücklich macht. Na ja okay, Besitz macht nicht glücklich. Mit Geld kann man immerhin noch reisen. 

Man braucht wahrlich viel Mut, um diesen Schritt zu gehen. So traurig es sein mag, Veränderungen fühlen sich anfangs erstmal falsch an, weil man aus der Reihe springt. Man tut nicht das, was alle anderen machen. Man passt sich nicht den Normen der Allgemeinheit an. Deswegen ist ein Schulabbruch in den meisten Augen auch erstmal was Negatives. Denn eigentlich ist es vor allem in unserem ehrgeizigen Deutschland so vorgesehen, dass man Abitur macht, studiert, arbeiten geht und dann Kinder bekommt. So kurbelt man nämlich die Wirtschaftsmacht am besten an. Ist ja dann auch egal, wer unglücklich auf der Strecke bleibt. Jaja, viel Macht, aber dafür umso mehr depressive Menschen. 


2 Kommentare:

  1. Du altesüße HOnigbiene, soll ich mal mit meinem Neid anfangen? :D
    Du alte Weltenreiserin, mein Freund macht alle Bilder und freut sich immer wahnsinnig über Kommentare, also dickste und fetteste Schmatzer an dich

    <3

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  2. Wow, dein Text hat mich echt fasziniert :) Ich finde es erstaunlich, dass du deinen Mut gefasst hast und deinen eigenen Weg zum Glück gehst. Dich von den "Fesseln" befreit hast. Mein Respekt und meine Bewunderung an dich, finde ich echt toll :)

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